Komet Ison - Ein Jahrhundert-Komet?
Ihr Begleitbuch zum Kometen
Komet ISON
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Komet Ison - Ein Jahrhundert-Komet?
140 Seiten, EUR 8.90

Komet McNaught (C/2006 P1)

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Komet McNaught war der bislang letzte Große Komet. In Mitteleuropa fand er wenig Beachtung, weil er hier nur schwierig in der hellen Dämmerung zu beobachten war. Seine volle Pracht entfaltete er in der zweiten Januarhälfte 2007 für Beobachter auf der Südhalbkugel.
Als der Australier Robert McNaught am 07.08.2006 seinen 31. Kometen fand, ahnte wohl niemand, dass eine der großartigsten Kometenerscheinungen der Geschichte bevorstand. Es war eine Besonderheit von C/2006 P1 bzw. der Lage seiner Bahn relativ zur Erde, dass er bereits Monate vor seinem Perihel eine sehr geringe Elongation von der Sonne aufwies. Bis weit in den Dezember 2006 gelangen daher nur wenige verwertbare Beobachtungen, was alle Helligkeitsprognosen mit Unsicherheiten behaftete. Erst zum Jahresende 2006 verbesserte sich die Situation. McNaught hatte jetzt eine Helligkeit von etwa 4.0 mag. Mit Beginn des Jahres 2007 begann ein rasanter Helligkeitsanstieg, am 03.01.07 hatte er bereits 1.5 mag erreicht, am 07.01.07 wurden 0.0 mag gemeldet. Trotzdem war er wegen seiner Position in der hellen Dämmerung mit bloßem Auge zu diesem Zeitpunkt erst schwach erkennbar. Am Abend des 07.01.2007 wurde Komet McNaught in Mitteleuropa erstmals weit verbreitet beobachtet. Weitere Sichtungen und z.T. eindrucksvolle Fotos gelangen am 08.01.2007. Auffällig war die gold-gelbe Farbe des Kometen, die in erster Linie durch die Extinktion der kurzwelligen Teile des Spektrums in Horizontnähe bedingt war. Er hatte jetzt eine Helligkeit von über -1 mag erreicht und war bei klarem Himmel trotz seiner Horizontnähe problemlos mit bloßem Auge sichtbar.

Komet McNaught am 07.01.07
Foto von Thorsten Boeckel. 07.01.2007, Auerberg, Schongau in Südbayern.
Canon 20D, 480mm Nikon, f5,6; Bel 1/5sec, ASA 200

Am 10.01.2007 wurde die Helligkeit von Komet McNaught bereits auf mindestens -2.0 mag geschätzt; er besaß einen mehrere Bogengrade langen Schweif. Dank günstiger Witterungsbedingungen gelangen an diesem 10. Januar in Süddeutschland und in Österreich erneut zahlreiche unglaublich stimmungsvolle Fotos des goldfarbenen Kometen in der Abenddämmerung. Am 11.01.2007 und am 12.01.2007 konnte er bei weiter zunehmender Helligkeit auf Grund verbreitet ungünstiger Wetterbedingungen nur vereinzelt beobachtet werden. Am 13.01.07 bestand die letzte Gelegenheit, ihn in der hellen Abenddämmerung zu beobachten, eine Chance, die auch vielfach genutzt wurde. Komet McNaught war jetzt deutlich heller als die Venus und daher mit bloßem Auge neben der Sonne am Taghimmel sichtbar.

Komet McNaught am 13.01.07 Komet McNaught am 13.01.07
Beide Fotos von Thorsten Boeckel. 13.01.2007, Ammersee, 30 km südlich von München.
860/63 mm Zeiss Refractor mit Canon 20D, Bel 1/250sec, ASA 100

Am 14.01.2007 herrschte erstmals seit Wochen in ganz Deutschland sonniges Wetter. Da es ein Sonntag war, bereiteten sich zahlreiche Astro-Freunde auf Tageshimmel-Beobachtungen von C/2006 P1 vor. Auf Grund hoher Luftfeuchtigkeit war die Transparenz der Atmosphäre allerdings viel schlechter als am Vortag; bis in etwa 10 Grad Entfernung von der Sonne erschien der Himmel durch Streulicht milchig-weiss. Unter diesen ungünstigen Umständen gelangen nur sehr wenige Sichtungen des Kometen. Leider hatte sich die atmosphärische Transparenz am 15.01.2007 nicht verbessert. Da zudem die Helligkeit von C/2006 P1 bereits etwas nachgelassen hatte, konnte er von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht mehr beobachtet werden.
Spät hatten die deutschsprachigen Medien über McNaught berichtet, und so wunderte es nicht, dass so mancher erst nach ihm Ausschau hielt, als seine Sichtbarkeit in unseren Breiten bereits beendet war. Durch Fernsehberichte oder mehr schlecht als recht geschriebene Zeitungsartikel alarmiert, richteten viele Leute den Blick in die Abenddämmerung, die sonst wenig auf das Geschehen am Himmel achten und nicht so genau wussten, wie ein Komet aussieht. Daher wurden um den 15.01.2007 mehrfach auffällige Kondensstreifen als vermeintliche Kometensichtungen gemeldet. Währenddessen wurde in Fachkreisen heftig darüber debattiert, ob man die Medien nicht früher hätte informieren müssen (s. auch Komet McNaught und die Medien).

Bereits am 15.11.2007 war Komet McNaught mit etwa -3 mag auf der Südhalbkugel als eindrucksvolle Himmelserscheinung in der Abenddämmerung zu sehen. Um den 20.01.2007 hatte er einen rund 150 Mil. Kilometer langen stark gekrümmten Staubschweif entwickelt, der sich in einzelne Streifen aufgliederte. Das Ende des Staubschweifes war für ein paar Tage an Orten ohne störendes Kunstlicht auch in Deutschland zumindest mit dem Fernglas und auf Digitalfotos, vereinzelt auch mit bloßem Auge zu sehen. So gelangen am Abend des 20.01.2006 Beobachtungen z.B. bei Hamburg und München. Die Schweiflänge erreichte über 50 Grad, was sich aber erst durch Überlagerung von Fotos, die etwa zeitgleich auf der Nord- und Südhalbkugel aufgenommen wurden, erkennen ließ.
Nach dem 25.01.2007 ließ die Helligkeit des Kometen deutlich nach, die sichtbare Schweiflänge ging ebenfalls leicht zurück und zudem störte das helle Licht des zunehmenden Mondes bei den Beobachtungen am Abendhimmel. Aber immer noch bot er mit seinem gewaltigen, reich strukturierten Staubschweif einen fantastischen Anblick, nur vergleichbar mit einigen der großen historischen Kometen. Ein denkwürdiges Foto schoss Gordon Garradd in Australien: Robert McNaught fotografiert seinen Kometen.

Komet McNaught am 24.01.07
Foto von Robert McNaught. 24.01.2007, 10:49 UT, bei Dubbo, NSW, Australien.
Canon 5D, 50mm, f/2.8, 120 sec exp., ISO 400

Komet McNaught wurde um die Monatswende Januar/Februar immer lichtschwächer; zudem störte das Mondlicht während der gesamten Nacht die Beobachtung vor allem des Schweifs empfindlich. Nach Mitte Februar war C/2006 P1 nur noch ein eher unscheinbares Objekt der 5. Größenklasse, kein Vergleich mehr mit seinen besten Zeiten in der 3. Januardekade.

Komet McNaught am 05.02.07
Foto von Robert McNaught. 05.02.2007, 10:31 UT, Siding Spring Observatory, Australien.
Canon 5D, 50mm, f/2.8, 240 sec exp., ISO 400

Steckbrief des Kometen McNaught
Entdeckung: 07.08.2006
Perihel: 12.01.2007, 0.17 AE
Erdnähe: 16.01.2007, 0.82 AE
Neigung der Bahn zur Erdbahn: 78 Grad
Umlaufszeit um die Sonne: unbekannt
Mit bloßem Auge sichtbar: 03.01. - 09.03.2007
Max. Helligkeit: -5.5 mag
Max. Schweiflänge: 50 Grad

Bahn des Kometen McNaught  durch das innere Sonnensystem
Bahn des Kometen McNaught durch das innere Sonnensystem.
Eingezeichnet ist seine Position am Tag der größten Erdnähe.
Danach wanderte er weiter steil nach Süden (nach unten in der Grafik).
Fotos

Umfangreiche Sammlung von Links zu Fotos auf Kometen.info

Links

Nachstehend finden Sie eine kleine Auswahl von Links.
Eine sehr viel umfangreichere Sammlung haben wir auf Kometen.info zusammengestellt.

AKM Polarlichtforum: C/2006 P1 (McNaught)

Astro!nfo: Komet 2006 P1 (McNaught)

Astronomical Society of South Australia: Comet C/2006 P1 McNaught

Thorsten Boeckel: Comet McNaught (C/2006 P1)

John Drummond: Comet 2006 P1 (McNaught)

Miloslav Druckmüller: C/2006 P1 McNaught Comet

ESO: Comet McNaught Photos

Dirk Ewers: Die Reise zum Kometen

Fachgruppe Kometen: Analysis of currently observed comets - C/2006 P1 (McNaught)

Daniel Fischer: The Cosmic Mirror #302

Bernd Gährken: Komet 2006/P1 McNaught

Gordon Garradd: Comet C/2006 P1 (McNaught)

Mauritz Geyser: Comet McNaught (C/2006 P1) photos

Manfred Holl: Regen, Sturm und ein Kometenschweif

Gary W. Kronk: C/2006 P1 (McNaught)

Burkhard Leitner: C/2006 P1 (McNaught)

Robert McNaught: C/2006 P1 (McNaught)

Alexander Pikhard & Natalie Ebner: Komet C/2006 P1 McNaught

Raumfahrer.net: McNaught fotografiert McNaught

Raumfahrer.net: McNaught - hellster Komet seit über 40 Jahren

Spaceweather.com: Comet McNaught Photo Gallery

Vello Tabur: C/2006 P1 (McNaught)

Wikipedia: McNaught (C/2006 P1)

Minoru Yoneto: Comet McNaught

Seiichi Yoshida: C/2006 P1 (McNaught)

Literatur

Böckel, Thorsten (2012): Komet C/2006 P1 (McNaught) - Beobachtungen im südbayerischen Raum; VdS Journal für Astronomie 42, 42-44.

Meyer, Maik (2012): Große Kometen der letzten 50 Jahre; VdS Journal für Astronomie 42, 6-15.